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Das Riemann Thomann Modell

Das Riemann Thomann Modell ist ein psychologisches Modell, das darauf abzielt, die typischen Verhaltensweisen, Bedürfnisse und Handlungsmuster von Menschen zu erklären und ein tieferes Verständnis für ihre Persönlichkeit und ihre Interaktionen mit anderen zu schaffen. Entwickelt wurde es von Fritz Riemann, einem deutschen Psychoanalytiker, und Christoph Thomann, einem Experten in der Kommunikationspsychologie. Beide schufen ein Modell, das auf den Grundorientierungen des menschlichen Seins basiert und dadurch Einblicke in die emotionalen und psychologischen Grundlagen unserer Entscheidungen und Verhaltensweisen bietet. Diese Grundorientierungen spielen eine wesentliche Rolle dabei, wie wir unser Leben gestalten, wie wir auf äußere Reize reagieren und wie wir unsere Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen.

Menschen streben in ihrem Alltag nach bestimmten Zuständen des Wohlbefindens, in denen sie sich sicher, zufrieden und erfüllt fühlen. Diese Zustände, die im Riemann Thomann Modell als Grundorientierungen bezeichnet werden, sind tief in der menschlichen Psyche verankert und formen maßgeblich unsere Denkweise, unser Handeln und unser Verhalten in sozialen Kontexten. Die Grundorientierungen des Modells repräsentieren fundamentale menschliche Bedürfnisse, die jeder Mensch auf seine individuelle Art und Weise zu erfüllen versucht. Dabei zeigt das Modell nicht nur, welche Zustände Menschen anstreben, sondern auch, wie diese Bestrebungen ihre Entscheidungen und zwischenmenschlichen Interaktionen beeinflussen. Menschen orientieren sich beispielsweise stärker an Nähe oder Distanz, an Beständigkeit oder Veränderung – diese Orientierungen spiegeln ihre tiefsten Bedürfnisse wider und bestimmen, wie sie in unterschiedlichen Situationen agieren.

Indem das Riemann Thomann Modell diese unterschiedlichen Grundorientierungen systematisch untersucht, ermöglicht es eine detaillierte Analyse menschlicher Verhaltensmuster. Es verdeutlicht, dass unsere Persönlichkeit und unser Verhalten nicht isoliert betrachtet werden können, sondern immer das Ergebnis eines Zusammenspiels von inneren Bedürfnissen, äußeren Einflüssen und sozialen Interaktionen sind. Dieses Modell bietet eine hilfreiche Struktur, um die oft komplexen und widersprüchlichen Verhaltensweisen von Menschen besser zu verstehen. Es erklärt, warum bestimmte Menschen in ähnlichen Situationen völlig unterschiedlich reagieren und wie ihre Grundorientierungen diese Unterschiede beeinflussen.

Ein zentraler Vorteil des Riemann Thomann Modells liegt darin, dass es nicht nur für die psychologische Selbstreflexion genutzt werden kann, sondern auch in der Praxis eine breite Anwendung findet. In der Psychologie, im Coaching, in der Personalentwicklung und in der Teamdynamik hilft das Modell dabei, individuelle Unterschiede in Gruppen und Teams zu erkennen und wertschätzend damit umzugehen. Es ermöglicht es Führungskräften und Teammitgliedern, die Stärken, Präferenzen und Herausforderungen jedes Einzelnen zu identifizieren und diese gezielt in den Arbeitsprozess zu integrieren. Durch dieses Verständnis können Arbeitsabläufe optimiert, Konflikte entschärft und ein produktiveres, harmonischeres Arbeitsklima geschaffen werden.

Das Riemann Thomann Modell ist jedoch nicht nur im beruflichen Kontext von Bedeutung. Es bietet auch im privaten und persönlichen Bereich wertvolle Erkenntnisse. Menschen, die ihre eigenen Grundorientierungen erkennen und verstehen, sind besser in der Lage, bewusste Entscheidungen zu treffen, ihre Schwächen zu erkennen und an diesen zu arbeiten. Durch das Verständnis der eigenen Bedürfnisse und der Bedürfnisse anderer kann eine tiefere, empathischere Kommunikation entstehen, die es ermöglicht, Konflikte zu vermeiden oder schneller zu lösen. Indem das Modell Einsichten in die psychologischen Mechanismen liefert, die unser Verhalten prägen, trägt es dazu bei, Beziehungen – sei es im beruflichen, familiären oder partnerschaftlichen Kontext – zu stärken und zu vertiefen.

Auf diese Weise unterstützt das Riemann Thomann Modell sowohl das persönliche Wachstum als auch die berufliche Entwicklung. Es gibt Menschen Werkzeuge an die Hand, mit denen sie ihre zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern, ihre Kommunikation optimieren und ihre beruflichen Potenziale gezielt entfalten können. Durch die Anwendung des Modells lassen sich individuelle Verhaltensweisen besser verstehen und Strategien entwickeln, um diese zu optimieren. Dies kann sowohl im beruflichen Kontext, etwa in der Personalentwicklung oder im Führungskräftecoaching, als auch im persönlichen Bereich, beispielsweise in der Selbstreflexion oder der Paarberatung, von unschätzbarem Wert sein.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Riemann Thomann Modell eine wertvolle Ressource für alle ist, die die Komplexität menschlicher Verhaltensweisen besser verstehen und entschlüsseln möchten. Es ermöglicht nicht nur tiefere Einblicke in die individuellen Bedürfnisse und Motivationen eines Menschen, sondern auch in das Potenzial, durch ein besseres Verständnis von sich selbst und anderen harmonischere und produktivere Beziehungen zu gestalten. Wer dieses Modell anwendet, profitiert nicht nur in der persönlichen, sondern auch in der beruflichen Weiterentwicklung und kann sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene die bestmöglichen Ergebnisse erzielen.

Wann entstand das Riemann Thomann Modell?

Das Riemann Thomann Modell ist ein psychologisches Modell, das auf der Arbeit des deutschen Psychoanalytikers Fritz Riemann und des Schweizer Psychologen Christoph Thomann basiert. Es bietet einen einzigartigen Ansatz zur Analyse von Persönlichkeitsmerkmalen und zwischenmenschlichen Interaktionen und hat sich in verschiedenen Bereichen wie der Psychotherapie, Paarberatung, Personalentwicklung und Kommunikationstraining bewährt. Das Modell ermöglicht es, die grundlegenden Verhaltensmuster von Menschen zu verstehen, indem es vier zentrale Orientierungstendenzen definiert: Distanz, Nähe, Dauer und Wechsel. Diese vier Grundorientierungen spiegeln die tiefsten Bedürfnisse, Ängste und Motivationen von Menschen wider und beeinflussen maßgeblich, wie sie mit ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen umgehen.

Die Ursprünge des Riemann Thomann Modells liegen im Jahr 1961, als Fritz Riemann sein einflussreiches Werk „Grundformen der Angst“ veröffentlichte. In diesem Buch analysierte er die menschliche Psyche und identifizierte vier grundlegende Persönlichkeitsmuster, die er als schizoide, depressive, zwanghafte und hysterische Persönlichkeiten bezeichnete. Diese Persönlichkeitsmuster basierten auf unterschiedlichen Formen der Angst und ermöglichten eine tiefgehende Einsicht in die inneren Konflikte und Verhaltensweisen von Menschen. Riemanns Arbeit war wegweisend für die moderne Psychologie, da sie eine strukturierte Methode bot, um die verschiedenen Facetten menschlicher Angst und deren Auswirkungen auf das Verhalten zu verstehen.

Mitte der 1970er Jahre griff Christoph Thomann, ein erfahrener Paartherapeut und Kommunikationstrainer, Riemanns Konzepte auf und entwickelte sie weiter. Thomann suchte nach einer praktikablen Methode, um die komplexen Dynamiken zwischen Paaren und Teams besser zu erklären. Während seiner therapeutischen Arbeit stellte er fest, dass viele seiner Klienten Schwierigkeiten hatten, die emotionalen und psychologischen Unterschiede zwischen sich und ihren Partnern zu verstehen. Thomann erkannte das Potenzial von Riemanns Modell, um diese Beziehungsdynamiken anschaulicher zu machen, und passte es an seine eigenen Bedürfnisse an.

Der entscheidende Schritt, den Christoph Thomann unternahm, war die Entkopplung der von Riemann beschriebenen Persönlichkeitsmuster von ihrem pathologischen Ursprung. Anstelle der schizoiden, depressiven, zwanghaften und hysterischen Persönlichkeiten führte er die Begriffe Distanz, Nähe, Dauer und Wechsel ein, die weniger auf psychische Störungen und mehr auf allgemeine menschliche Grundbedürfnisse und Verhaltensweisen abzielten. Durch diese Umstrukturierung schuf Thomann ein Modell, das nicht nur auf individuelle Therapieprozesse anwendbar war, sondern auch in der Arbeit mit Teams und Organisationen Anwendung fand. Er erkannte, dass diese vier Grundorientierungen universell auf alle Arten von Beziehungen und Interaktionen übertragbar sind.

In der Praxis bietet das Riemann Thomann Modell eine wertvolle Methode, um das Verhalten von Menschen zu erklären und die Beziehungen zwischen ihnen zu verbessern. Es hilft Einzelpersonen und Gruppen, ihre eigenen Grundorientierungen sowie die ihrer Mitmenschen besser zu verstehen und damit bewusster umzugehen. Jede der vier Grundorientierungen steht für bestimmte Bedürfnisse und Verhaltensweisen. Menschen mit einer stärkeren Orientierung zur Distanz schätzen beispielsweise Unabhängigkeit und Autonomie und fühlen sich in Situationen wohl, in denen sie Freiraum haben. Im Gegensatz dazu bevorzugen Menschen mit einer Nähe-Orientierung emotionale Verbindungen, soziale Bindungen und intensive zwischenmenschliche Interaktionen. Die Dauer-Orientierung steht für Stabilität, Beständigkeit und langfristiges Engagement, während die Wechsel-Orientierung die Freude an Veränderung, Flexibilität und Abwechslung widerspiegelt.

Indem das Riemann Thomann Modell diese Grundorientierungen klar definiert und ihre Wechselwirkungen aufzeigt, ermöglicht es den Menschen, ihre eigenen Präferenzen zu erkennen und zu verstehen, wie sie auf ihre Umwelt reagieren. Dies ist nicht nur in der Paartherapie von großem Nutzen, wo es helfen kann, Missverständnisse und Konflikte zwischen Partnern zu klären, sondern auch in der Personalentwicklung und im Coaching. Führungskräfte können das Modell verwenden, um die Stärken und Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter besser zu verstehen und Teams zu schaffen, die aufgrund der Berücksichtigung der individuellen Präferenzen produktiver und harmonischer zusammenarbeiten.

Ein weiteres herausragendes Merkmal des Riemann Thomann Modells ist seine Anwendbarkeit auf die Persönlichkeitsentwicklung. Menschen, die ihre eigenen Grundorientierungen besser verstehen, können bewusster an ihren Schwächen arbeiten und ihre Stärken gezielt ausbauen. Dies fördert nicht nur das persönliche Wachstum, sondern auch das berufliche Weiterkommen, da es leichter fällt, in Stresssituationen angemessen zu reagieren, effektiver zu kommunizieren und sich flexibel auf neue Herausforderungen einzustellen.

Das Modell ist auch ein wertvolles Werkzeug zur Konfliktbewältigung. Indem es Menschen ermöglicht, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Verhaltensmuster ihrer Mitmenschen zu erkennen, schafft es ein tieferes Verständnis für andere und ihre Reaktionen. Dies führt dazu, dass Konflikte nicht nur schneller erkannt, sondern auch lösungsorientierter und respektvoller angegangen werden können. Das Riemann-Thomann-Modell bietet daher nicht nur Einsichten in individuelle Verhaltensmuster, sondern leistet einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung des sozialen und beruflichen Miteinanders.

Das Riemann Thomann Modell ist ein vielseitiges und praxisnahes Instrument, das in vielen Bereichen angewendet werden kann, um menschliches Verhalten besser zu verstehen. Es hilft dabei, individuelle Persönlichkeitsmerkmale zu erkennen, Beziehungen zu stärken und Konflikte konstruktiv zu lösen. Ob in der Therapie, im Coaching, in der Personalentwicklung oder in der Kommunikation – das Riemann-Thomann-Modell bietet eine fundierte Grundlage, um die Komplexität menschlicher Interaktionen zu entschlüsseln und produktive, harmonische Beziehungen aufzubauen. Durch das Verständnis der Grundorientierungen können sowohl individuelle als auch kollektive Potenziale optimal entfaltet und genutzt werden.

Was sagt das Riemann Thomann Modell aus?

Das Riemann Thomann Modell ist ein psychologisches Modell, das darauf abzielt, die Vielfalt menschlicher Verhaltensweisen und Reaktionsmuster systematisch zu analysieren und zu erklären. Es bietet eine nützliche Struktur, um die individuellen Unterschiede und Präferenzen von Menschen zu verstehen und besser mit diesen umzugehen. Ursprünglich basierend auf den Theorien von Fritz Riemann, wurde das Modell von Christoph Thomann weiterentwickelt und in einen praxisnahen Kontext eingebettet, der es ermöglicht, das Verhalten von Menschen sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld besser zu interpretieren.

Das Modell beschreibt vier Grundorientierungen, die das Verhalten und die Bedürfnisse von Menschen maßgeblich prägen: Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel. Diese Grundorientierungen sind keine starren Kategorien, sondern flexible Orientierungspunkte, die in einem Koordinatensystem dargestellt werden können. Die Achsen dieses Koordinatensystems spiegeln die räumlichen (Nähe und Distanz) und zeitlichen (Dauer und Wechsel) Dimensionen des menschlichen Verhaltens wider. Dieses Koordinatensystem hilft dabei, die Dynamik menschlicher Interaktionen zu veranschaulichen und zeigt auf, wie verschiedene Menschen in unterschiedlichen Situationen reagieren.

Raumachse: Nähe und Distanz

Die waagerechte Achse, die sogenannte Raumachse, beschreibt das Bedürfnis von Menschen nach Nähe oder Distanz in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Menschen, die sich stärker zur Nähe orientieren, schätzen intensive, emotionale Bindungen und legen großen Wert auf soziale Interaktionen. Sie fühlen sich wohl in Gemeinschaften, in denen sie ihre Gefühle ausdrücken und eine tiefe Verbundenheit mit anderen Menschen erleben können. Solche Personen neigen dazu, in persönlichen oder beruflichen Beziehungen offen und kommunikativ zu sein, sie suchen den Austausch und das Miteinander.

Im Gegensatz dazu stehen Menschen, die eine Distanz-Orientierung haben. Diese Menschen bevorzugen mehr Autonomie und Unabhängigkeit. Sie fühlen sich wohler, wenn sie sich auf ihre eigenen Gedanken und Aktivitäten konzentrieren können, ohne ständig in soziale Interaktionen eingebunden zu sein. Sie bewahren gern eine gewisse emotionale Distanz und haben oft den Wunsch nach Rückzug und Ruhe, um ihre innere Balance zu finden. Solche Personen sind oft analytisch und rational in ihrer Herangehensweise, sie schätzen klare Strukturen und fühlen sich in zu engen zwischenmenschlichen Beziehungen schnell eingeengt.

Zeitachse: Dauer und Wechsel

Die senkrechte Zeitachse des Modells beschreibt das Bedürfnis nach Beständigkeit (Dauer) oder Veränderung (Wechsel). Menschen, die sich stärker in Richtung Dauer orientieren, schätzen Stabilität und Sicherheit. Sie bevorzugen geregelte Abläufe und fühlen sich in vertrauten, vorhersehbaren Umgebungen wohl. Für diese Personen ist es wichtig, dass sie sich auf Kontinuität und Verlässlichkeit verlassen können. In persönlichen Beziehungen sind sie oft loyal und zuverlässig, im beruflichen Umfeld streben sie nach langfristigen Erfolgen und beständigen Arbeitsabläufen.

Die Wechsel-Orientierung hingegen steht für das Bedürfnis nach Abwechslung und neuen Erfahrungen. Menschen mit dieser Präferenz fühlen sich in dynamischen, wechselnden Situationen wohl, sie genießen es, sich auf neue Herausforderungen einzulassen und ihre Flexibilität unter Beweis zu stellen. Im beruflichen Umfeld suchen sie häufig nach Möglichkeiten zur Veränderung und Innovation, während sie in ihren persönlichen Beziehungen oft den Reiz des Neuen und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung schätzen. Diese Menschen haben wenig Geduld für Routine und Langeweile, sie blühen in Umgebungen auf, die ständige Veränderung und neue Impulse bieten.

Kombination der Grundorientierungen

Das Riemann Thomann Modell unterstreicht, dass jeder Mensch eine einzigartige Kombination dieser vier Grundorientierungen besitzt. Niemand ist ausschließlich auf eine Orientierung festgelegt, sondern bewegt sich innerhalb eines Spektrums, das die jeweilige Präferenz und Persönlichkeit widerspiegelt. Es ist also durchaus möglich, dass eine Person sowohl Nähe als auch Distanz in unterschiedlichen Situationen bevorzugt oder dass sie eine Mischung aus Dauer und Wechsel in ihren Bedürfnissen sucht.

Diese Mischung der Orientierungen macht die Persönlichkeit eines Menschen flexibel und anpassungsfähig. Gleichzeitig zeigt das Modell, dass unterschiedliche Orientierungstendenzen zu Spannungen und Konflikten führen können, insbesondere dann, wenn zwei Menschen oder Teams gegensätzliche Präferenzen haben. Ein Beispiel: Eine Person mit einer starken Nähe-Orientierung könnte von einer Person mit einer ausgeprägten Distanz-Orientierung als aufdringlich empfunden werden, während letztere möglicherweise als kühl oder unnahbar wahrgenommen wird. Ähnlich könnten sich Menschen mit einer hohen Dauer-Orientierung von denen mit einem starken Wechsel-Bedürfnis als zu unflexibel empfunden fühlen, während die anderen die Wechsler als unzuverlässig oder sprunghaft wahrnehmen könnten.

Heimatgebiete und Flexibilität

Ein weiterer zentraler Aspekt des Riemann Thomann Modells ist das Konzept der Heimatgebiete. Jeder Mensch hat bestimmte Orientierungstendenzen, die er als seine persönliche „Heimat“ betrachtet – einen Bereich, in dem er sich besonders wohlfühlt und der ihm Sicherheit und Stabilität bietet. Diese Heimatgebiete variieren in ihrer Größe und Ausprägung. Manche Menschen haben sehr ausgeprägte Heimatbereiche, die eine klare Präferenz für bestimmte Verhaltensweisen anzeigen. Andere haben größere, flexiblere Heimatgebiete, was bedeutet, dass sie sich in einer Vielzahl von Situationen wohlfühlen und anpassungsfähig sind.

Die Erweiterung des eigenen Heimatbereichs ist ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Entwicklung. Das bedeutet nicht, dass man seine grundlegenden Präferenzen komplett ändern muss, sondern dass man lernt, auch in anderen Orientierungstendenzen handlungsfähig zu werden. Zum Beispiel könnte eine Person mit einer starken Dauer-Orientierung daran arbeiten, in wechselhaften, dynamischen Umgebungen besser zurechtzukommen, um ihre Flexibilität zu erhöhen. Umgekehrt kann jemand mit einem starken Bedürfnis nach Wechsel lernen, in stabileren, ruhigeren Umgebungen mehr Geduld und Beständigkeit zu entwickeln. Diese Erweiterung des eigenen Verhaltensspektrums ermöglicht es Menschen, in einer größeren Vielfalt von Situationen erfolgreich zu agieren und auf unterschiedliche Bedürfnisse flexibler zu reagieren.

Anwendung und Nutzen des Riemann Thomann Modells

In der Praxis ist das Riemann Thomann Modell ein äußerst nützliches Werkzeug für die Selbstreflexion, die Persönlichkeitsentwicklung und die Verbesserung von zwischenmenschlichen Beziehungen. Es bietet Menschen die Möglichkeit, ihre eigenen Verhaltensmuster und die ihrer Mitmenschen besser zu verstehen. Durch dieses Verständnis können Konflikte entschärft, Kommunikationsprobleme gelöst und Teams effektiver zusammengestellt werden. Das Modell wird häufig in der Psychotherapie, im Coaching, in der Personalentwicklung und in der Teambildung eingesetzt, da es eine fundierte Grundlage bietet, um die Dynamik von Gruppen und Individuen besser zu verstehen.

Das Modell hilft dabei, Unterschiede zwischen Menschen wertzuschätzen, statt sie als störend oder problematisch zu betrachten. Es schafft ein Bewusstsein dafür, dass unterschiedliche Verhaltensweisen und Präferenzen kein Zeichen von Schwäche oder Unfähigkeit sind, sondern vielmehr Ausdruck individueller Bedürfnisse und Persönlichkeitsmerkmale. Indem das Modell die Vielfalt menschlicher Verhaltensweisen systematisch erklärt, trägt es zu einem harmonischeren und produktiveren Miteinander bei – sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich.

Durch die Anwendung des Riemann-Thomann-Modells kann es gelingen, Konflikte schneller zu erkennen und gezielt anzugehen, Missverständnisse zu vermeiden und die Zusammenarbeit in Teams oder Partnerschaften zu verbessern. Es unterstützt sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen dabei, ihre Reaktionsmuster zu erweitern und dadurch flexibler auf die Bedürfnisse anderer einzugehen, was letztlich zu einer stärkeren und harmonischeren Beziehungsgestaltung führt.

Typologie Riemann Thomann Modell 

Die Typologisierung von Menschen, basierend auf ihren Wesenszügen und Verhaltensmustern, hat eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Schon die frühen Philosophen und Ärzte wie Hippokrates, Galen und Paracelsus versuchten, die Komplexität menschlicher Verhaltensweisen zu ordnen und in verständliche Kategorien zu fassen. Diese frühen Typenlehren bildeten die Grundlage für zahlreiche spätere Modelle, die bis in die Moderne hinein verwendet wurden, um menschliches Verhalten systematisch zu erfassen und zu erklären. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Typologie immer weiter verfeinert und an die jeweils zeitgenössischen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst. Dabei stand stets das Bedürfnis im Vordergrund, die große Vielfalt an menschlichen Persönlichkeiten und Verhaltensmustern greifbar und verständlich zu machen.

Einen bedeutenden Einfluss auf die moderne Typologie hatte der Schweizer Psychologe Carl Gustav Jung, der mit seiner Theorie der psychologischen Typen den Grundstein für viele heutige Persönlichkeitsmodelle legte. Jung ging davon aus, dass Menschen in ihren Einstellungen und Wahrnehmungen der Welt bestimmte Vorlieben haben, die sich in grundlegenden Persönlichkeitsmerkmalen äußern. Diese Vorlieben bestimmen, wie Menschen die Welt wahrnehmen, Entscheidungen treffen und mit anderen interagieren. Auf dieser Grundlage entwickelte Jung verschiedene Persönlichkeitstypen, die die Basis für viele moderne Modelle der Persönlichkeitsanalyse bilden, einschließlich des Riemann Thomann Modells.

Im Riemann Thomann Modell liegt der Fokus darauf, Menschen anhand ihrer Grundorientierungen zu kategorisieren, die ihre Verhaltensweisen und zwischenmenschlichen Interaktionen bestimmen. Die Typologie im Riemann Thomann Modell basiert auf den vier Grundorientierungen: Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel. Diese Orientierungen beschreiben grundlegende Bedürfnisse und Motivationen, die das Verhalten eines Menschen in bestimmten Situationen prägen. Da jeder Mensch eine Mischung dieser vier Grundorientierungen in unterschiedlicher Ausprägung besitzt, lassen sich auf dieser Grundlage verschiedene Persönlichkeitstypen definieren, die spezifische Verhaltensmuster und Kommunikationsstile aufweisen.

Durch die Kombination dieser Orientierungen entstehen charakteristische Typen, die typische Eigenheiten und Präferenzen in Bezug auf ihr Verhalten, ihre Entscheidungsprozesse und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zeigen. Diese Typen lassen sich systematisch darstellen und in Gruppen zusammenfassen, was die Vielfalt der menschlichen Verhaltensweisen in ein verständliches System bringt. Das Riemann Thomann Modell bietet daher eine sehr flexible Typologie, die sowohl für die Persönlichkeitsanalyse als auch für die Zusammenarbeit in Teams, die Konfliktbewältigung und die Personalentwicklung wertvolle Einsichten liefert.

Die vier Grundtypen des Riemann Thomann Modells:

Der Nähe-Typ: Menschen mit einer stark ausgeprägten Nähe-Orientierung sind typischerweise sozial und kommunikativ. Sie legen großen Wert auf Beziehungen, den Austausch mit anderen und emotionale Verbundenheit. Nähe-Typen sind oft warmherzig, offen und einfühlsam, sie suchen den Kontakt zu anderen und fühlen sich in sozialen Gruppen wohl. Im beruflichen Umfeld neigen sie dazu, teamorientiert zu arbeiten und zwischenmenschliche Konflikte schnell zu lösen, da sie Harmonie und Zusammenarbeit schätzen. In Beziehungen streben Nähe-Typen nach Intimität und emotionaler Unterstützung. Sie haben eine starke Abneigung gegenüber Isolation und Distanz und fühlen sich unwohl, wenn sie von ihren Mitmenschen getrennt sind oder keine soziale Rückendeckung haben.

Der Distanz-Typ: Der Distanz-Typ legt großen Wert auf Autonomie, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Menschen mit einer ausgeprägten Distanz-Orientierung bevorzugen es, alleine zu arbeiten und Entscheidungen unabhängig zu treffen. Sie fühlen sich wohl, wenn sie Raum für sich selbst haben und ihre eigenen Ideen und Projekte verfolgen können. Distanz-Typen sind oft analytisch und rational, sie schätzen strukturiertes und logisches Denken. Im beruflichen Umfeld können sie besonders gut in Positionen arbeiten, in denen sie eigenständig agieren können, und sie neigen dazu, Herausforderungen systematisch anzugehen. In Beziehungen bevorzugen sie klare Grenzen und fühlen sich unwohl, wenn sie zu viel Nähe oder emotionale Abhängigkeit empfinden. Sie schützen ihre persönliche Freiheit und können Distanz als Schutzmechanismus nutzen, um sich vor übermäßigen emotionalen Belastungen zu bewahren.

Der Dauer-Typ: Menschen mit einer starken Dauer-Orientierung legen großen Wert auf Stabilität, Verlässlichkeit und Beständigkeit. Sie schätzen Routinen, feste Strukturen und langfristige Planungen. Der Dauer-Typ strebt nach Sicherheit und Verlässlichkeit in allen Bereichen seines Lebens. Er neigt dazu, Loyalität und Beständigkeit in Beziehungen zu schätzen und bevorzugt es, in einem stabilen Umfeld zu arbeiten, in dem er klare Erwartungen und kontinuierliche Fortschritte vorfindet. Im beruflichen Kontext bevorzugen Dauer-Typen sichere und planbare Arbeitsbedingungen. Sie fühlen sich besonders wohl in Unternehmen oder Positionen, die Beständigkeit und langfristige Perspektiven bieten. Dauer-Typen sind oft loyal und gewissenhaft, sie haben eine Abneigung gegen plötzliche Veränderungen und bevorzugen gut strukturierte, langfristige Pläne.

Der Wechsel-Typ: Der Wechsel-Typ schätzt Vielfalt, Flexibilität und Veränderung. Menschen mit einer stark ausgeprägten Wechsel-Orientierung fühlen sich in dynamischen, sich ständig verändernden Umgebungen wohl. Sie streben danach, neue Erfahrungen zu sammeln, sich weiterzuentwickeln und Herausforderungen flexibel zu begegnen. Der Wechsel-Typ ist anpassungsfähig und offen für Neues, er langweilt sich schnell in routinierten und stabilen Umgebungen. Im beruflichen Umfeld suchen Menschen mit einer starken Wechsel-Orientierung nach abwechslungsreichen Aufgaben und sind besonders geeignet für Positionen, die ständige Veränderung und Flexibilität erfordern. In persönlichen Beziehungen mögen sie die Möglichkeit zur Weiterentwicklung und schätzen spontane, abenteuerliche Erlebnisse. Sie können jedoch Schwierigkeiten haben, langfristige Bindungen einzugehen, da sie sich oft schnell nach neuen Erfahrungen sehnen.

Typologie in der Praxis

Die Typologie des Riemann Thomann Modells findet breite Anwendung, sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Kontext. Sie bietet eine strukturierte Methode, um Menschen auf der Grundlage ihrer Grundorientierungen zu klassifizieren und zu verstehen, wie sie auf verschiedene Situationen reagieren. Diese Einteilung ermöglicht es nicht nur, sich selbst besser zu verstehen, sondern auch die Bedürfnisse und Verhaltensweisen anderer zu erkennen und besser darauf einzugehen. Im beruflichen Umfeld wird die Typologie des Riemann Thomann Modells häufig in der Personalentwicklung, im Coaching und in der Teambildung verwendet. Führungskräfte und Coaches nutzen das Modell, um Teams so zusammenzustellen, dass die individuellen Stärken der Teammitglieder optimal genutzt werden.

Durch die Identifizierung der verschiedenen Persönlichkeitstypen können Teams effizienter und harmonischer zusammenarbeiten, da die Kommunikation und das Verständnis füreinander verbessert werden. Wenn zum Beispiel in einem Team sowohl Nähe- als auch Distanz-Typen arbeiten, können Konflikte entstehen, wenn die Unterschiede in der Art, wie diese Typen miteinander umgehen, nicht verstanden werden. Nähe-Typen könnten Distanz-Typen als unnahbar oder zurückgezogen empfinden, während Distanz-Typen Nähe-Typen als aufdringlich wahrnehmen könnten. Durch das Verständnis dieser Unterschiede und die Anwendung der Typologie kann jedoch ein harmonischeres Arbeitsumfeld geschaffen werden.

In der Kundentypologie, die auf dem Riemann Thomann Modell basiert, werden Kunden in verschiedene Gruppen eingeteilt, die auf ihren Bedürfnissen und ihrem Kaufverhalten basieren. So kann der Verkäufer oder Berater seine Ansprache und seine Verkaufsstrategie besser auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden abstimmen. Ein Nähe-Typ als Kunde wird beispielsweise eine persönliche, emotionale Ansprache schätzen und Wert auf Vertrauen und persönliche Beziehungen legen, während ein Distanz-Typ eher eine faktenbasierte, sachliche Kommunikation bevorzugt.

Zusammengefasst bietet die Typologie des Riemann Thomann Modells eine flexible, aber systematische Methode, um menschliches Verhalten zu verstehen und gezielt darauf einzugehen. Sie hilft sowohl in persönlichen als auch in beruflichen Kontexten, Missverständnisse zu vermeiden, Konflikte zu entschärfen und die Kommunikation zu verbessern.

Riemann Thomann Modell in der Berufswelt 

Das Riemann Thomann Modell zur Bewältigung von Konflikten in der Berufswelt bietet einen tiefgehenden Ansatz, um menschliche Verhaltensweisen zu verstehen und effektiv auf Konflikte am Arbeitsplatz zu reagieren. Der Ursprung des Modells liegt in der Theorie der vier Grundorientierungen, die Fritz Riemann entwickelt hat: Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel. Diese Grundtendenzen beschreiben die verschiedenen Bedürfnisse, die jeder Mensch im Laufe seines Lebens entwickelt und nach denen er seine Beziehungen, Entscheidungen und Reaktionen ausrichtet. Christoph Thomann hat dieses Modell aufgegriffen und weiterentwickelt, um es für den beruflichen Kontext und die gezielte Konfliktbewältigung anwendbar zu machen.

Grundorientierungen und Konflikte

Die vier Grundorientierungen bieten einen einzigartigen Einblick in das individuelle Verhalten und dessen Auswirkungen auf die zwischenmenschliche Dynamik im Berufsleben. Jeder Mensch weist eine unterschiedliche Mischung dieser Orientierungen auf, was dazu führt, dass in Arbeitsumgebungen vielfältige Verhaltensweisen und Bedürfnisse aufeinandertreffen. Konflikte entstehen oft, wenn unterschiedliche Orientierungstendenzen aufeinanderprallen, ohne dass die beteiligten Personen ein ausreichendes Verständnis für die Beweggründe und Verhaltensweisen der anderen haben.

Nähe: Menschen, die stark in Richtung Nähe orientiert sind, legen großen Wert auf enge, emotionale Verbindungen und harmonische Beziehungen zu ihren Kollegen. Sie fühlen sich wohl, wenn sie in einem kooperativen Umfeld arbeiten, das auf Vertrauen und Austausch basiert. Konflikte treten bei Nähe-orientierten Menschen oft dann auf, wenn sie das Gefühl haben, von ihrem Team oder ihren Kollegen ausgeschlossen zu werden, oder wenn sie das Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung und Bestätigung nicht erfüllt sehen. Solche Menschen reagieren auf Konflikte oft mit einem stärkeren Bedürfnis nach Harmonie und versuchen, durch Kommunikation und Empathie den Konflikt zu entschärfen.

Distanz: Menschen mit einer starken Distanz-Orientierung schätzen ihre Unabhängigkeit und Autonomie. Sie bevorzugen es, alleine zu arbeiten und Entscheidungen selbstständig zu treffen. Konflikte entstehen häufig, wenn Distanz-orientierte Menschen sich von ihren Kollegen eingeengt oder kontrolliert fühlen. Sie empfinden es als störend, wenn sie zu viele soziale Interaktionen oder zu enge Zusammenarbeit ertragen müssen. In Konfliktsituationen neigen sie dazu, sich zurückzuziehen oder eine rationale, analytische Herangehensweise an das Problem zu wählen. Sie versuchen, den Konflikt durch Distanz und klare Abgrenzung zu lösen, um ihre Autonomie zu wahren.

Dauer: Menschen mit einer starken Dauer-Orientierung streben nach Stabilität, Beständigkeit und Verlässlichkeit in ihren Beziehungen und Arbeitsumfeldern. Sie bevorzugen klare Strukturen, feste Abläufe und langfristige Planung. Konflikte entstehen oft, wenn sie mit unvorhergesehenen Veränderungen oder Instabilität konfrontiert werden. Dauer-orientierte Menschen empfinden ständige Veränderungen oder unsichere Situationen als bedrohlich und reagieren häufig mit Widerstand oder Ablehnung. In Konfliktsituationen setzen sie oft auf bewährte Methoden und versuchen, die Stabilität und Ordnung wiederherzustellen, um das Gleichgewicht zu wahren.

Wechsel: Menschen, die stark in Richtung Wechsel orientiert sind, schätzen Abwechslung, Flexibilität und Veränderung. Sie fühlen sich in dynamischen Umgebungen wohl und suchen nach neuen Herausforderungen. Konflikte entstehen bei Wechsel-orientierten Menschen häufig, wenn sie sich in einem starren oder monotonen Arbeitsumfeld wiederfinden, das wenig Raum für Kreativität oder neue Impulse bietet. Sie reagieren auf Konflikte, indem sie nach neuen, innovativen Lösungen suchen und Veränderungen anregen. Für sie ist es wichtig, aus festgefahrenen Mustern auszubrechen und neue Ansätze zu finden.

Das Koordinatenkreuz: Ein Hilfsmittel zur Konfliktanalyse

Das Riemann Thomann Modell stellt diese vier Grundorientierungen in einem Koordinatenkreuz dar, das dabei hilft, die unterschiedlichen Verhaltensmuster und Präferenzen einer Person grafisch abzubilden. Durch die Eintragung der individuellen Ausprägungen auf den Achsen Nähe-Distanz und Dauer-Wechsel entsteht ein klares Bild davon, welche Grundorientierungen bei einer Person besonders stark oder schwach ausgeprägt sind.

In der Praxis können Menschen oder Teams durch einen einfachen Test herausfinden, wo ihre Schwerpunkte innerhalb des Modells liegen. Die Auswertung des Tests gibt Aufschluss darüber, welche Grundtendenzen dominieren und wo potenzielle Spannungen oder Missverständnisse im Umgang mit anderen entstehen könnten. Wenn die Testergebnisse in das Koordinatenkreuz eingetragen werden, lässt sich auf einen Blick erkennen, ob eine Person eher zur Nähe oder Distanz, zur Dauer oder zum Wechsel tendiert. Dies schafft ein tiefes Verständnis dafür, warum bestimmte Konflikte auftreten und wie sie konstruktiv bewältigt werden können.

Anwendung des Modells zur Konfliktbewältigung im Berufsalltag

Das Riemann Thomann Modell wird häufig in der Personalentwicklung, im Coaching und in der Konfliktbewältigung in Unternehmen eingesetzt. Es bietet eine praxisnahe Möglichkeit, die Ursachen von Konflikten besser zu verstehen und Lösungen zu entwickeln, die auf den individuellen Bedürfnissen der beteiligten Personen basieren. Insbesondere in Teams, in denen unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinandertreffen, kann das Modell helfen, Missverständnisse zu vermeiden und die Kommunikation zu verbessern.

Wenn beispielsweise in einem Team Nähe- und Distanz-orientierte Menschen zusammenarbeiten, können Konflikte leicht entstehen, weil ihre Bedürfnisse nach sozialer Interaktion unterschiedlich sind. Während Nähe-orientierte Personen regelmäßige Kommunikation und Zusammenarbeit suchen, bevorzugen Distanz-orientierte Mitarbeiter eher eine zurückhaltende, selbstständige Arbeitsweise. Durch das Verständnis dieser Unterschiede kann das Team besser aufeinander eingehen und Wege finden, die Bedürfnisse aller Mitglieder zu berücksichtigen.

Ein weiteres Beispiel ist der Umgang mit Veränderung im Arbeitsumfeld. Dauer-orientierte Menschen könnten sich in einem dynamischen, sich schnell verändernden Unternehmen unwohl fühlen, während Wechsel-orientierte Personen die ständige Weiterentwicklung und Anpassung begrüßen. Das Riemann Thomann Modell hilft, diese unterschiedlichen Perspektiven zu erkennen und aufeinander abzustimmen, indem es aufzeigt, wie Veränderungen schrittweise eingeführt werden können, ohne dass Dauer-orientierte Menschen überfordert oder Wechsel-orientierte Personen gelangweilt werden.

Der Test als Grundlage zur Selbstreflexion und Weiterentwicklung

Das Riemann Thomann Modell bietet auch eine wertvolle Grundlage für die persönliche Selbstreflexion. Durch den Test können Menschen ihre eigenen Verhaltensmuster und Grundorientierungen besser verstehen und herausfinden, wie sie auf bestimmte berufliche oder zwischenmenschliche Situationen reagieren. Diese Erkenntnisse ermöglichen es, gezielt an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, um flexibler und anpassungsfähiger zu werden.

Eine Person, die beispielsweise eine starke Nähe-Orientierung hat, könnte daran arbeiten, in bestimmten beruflichen Situationen mehr Distanz zu wahren und ihre emotionale Abhängigkeit von der Meinung anderer zu verringern. Umgekehrt könnte jemand mit einer starken Distanz-Orientierung lernen, in Teamsituationen offener auf andere zuzugehen und aktiver an der zwischenmenschlichen Kommunikation teilzunehmen.

Vorteile des Riemann Thomann Modells in der Berufswelt 

Das Riemann Thomann Modell bietet mehrere Vorteile für die Bewältigung von Konflikten und die Verbesserung der Zusammenarbeit in der Berufswelt:

Verständnis für unterschiedliche Bedürfnisse: Das Modell hilft, die verschiedenen Verhaltensweisen und Bedürfnisse von Menschen zu erkennen und zu akzeptieren, ohne diese zu bewerten. Es schafft ein Klima des Verständnisses und der Toleranz, in dem jeder seine individuellen Stärken einbringen kann.

Gezielte Konfliktlösungen: Anstatt Konflikte pauschal zu lösen, bietet das Modell eine differenzierte Herangehensweise, die auf den spezifischen Grundorientierungen der beteiligten Personen basiert. Dadurch können Konflikte nachhaltiger und effektiver gelöst werden.

Optimierung der Teamarbeit: Teams profitieren davon, wenn sie die Stärken und Präferenzen ihrer Mitglieder kennen. Das Riemann Thomann Modell hilft dabei, Teams so zu organisieren, dass die individuellen Vorlieben und Fähigkeiten optimal genutzt werden.

Persönliche Weiterentwicklung: Menschen, die ihre Grundorientierungen besser verstehen, können gezielt an ihren Schwächen arbeiten und ihre Verhaltensmuster erweitern. Dies führt zu mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt.

Förderung einer positiven Unternehmenskultur: Durch das Verständnis der verschiedenen Grundorientierungen können Unternehmen eine inklusivere und unterstützende Arbeitsumgebung schaffen, in der die individuellen Unterschiede als Stärke und nicht als Hindernis angesehen werden.

Das Riemann Thomann Modell zur Bewältigung von Konflikten in der Berufswelt ist ein effektives Instrument, um die Vielfalt menschlicher Verhaltensweisen zu verstehen und zu nutzen. Es hilft, Konflikte auf der Grundlage der unterschiedlichen Grundorientierungen zu analysieren und konstruktive Lösungen zu entwickeln, die auf den individuellen Bedürfnissen der beteiligten Personen basieren. Durch die Anwendung des Modells in der Praxis können Teams harmonischer zusammenarbeiten, Missverständnisse vermieden und eine positivere, produktivere Arbeitsumgebung geschaffen werden.

Welche Aussagekraft hat das Modell von Fritz Riemann für den Umgang mit Konflikten in der Berufswelt?

Das Riemann Thomann Modell bietet wertvolle Einblicke in die Dynamiken, die in der Berufswelt zwischen verschiedenen Persönlichkeiten und ihren spezifischen Grundorientierungen entstehen. Christoph Thomann hat die von Fritz Riemann entwickelten vier menschlichen Grundbestrebungen – Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel – aufgenommen und auf die Herausforderungen und Konfliktpotenziale im beruflichen Umfeld übertragen. Das Ziel besteht darin, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen von Menschen im Arbeitsalltag zu verstehen und besser zu managen, um effektivere Zusammenarbeit, höhere Arbeitszufriedenheit und weniger Konflikte zu ermöglichen.

Die Anwendung des Modells ist besonders hilfreich in Teams, in denen unterschiedliche Persönlichkeitstypen aufeinandertreffen. Durch die Einordnung der Mitarbeiter und Führungskräfte in eine der vier Grundorientierungen kann leichter nachvollzogen werden, warum bestimmte Menschen in spezifischen Situationen auf eine Weise handeln, die anderen möglicherweise nicht verständlich erscheint. Dies erleichtert den Umgang mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und hilft, Konflikte zu entschärfen oder sogar ganz zu vermeiden. Ein Schlüssel zur erfolgreichen Zusammenarbeit liegt darin, die Besonderheiten jedes Einzelnen zu erkennen und gezielt zu nutzen, anstatt sie als Hindernis zu betrachten.

Die Nähe-Orientierung in der Berufswelt

Menschen mit einer starken Nähe-Orientierung zeichnen sich durch ihr hohes Bedürfnis nach sozialen Interaktionen und emotionaler Verbundenheit aus. Sie schätzen ein harmonisches und geselliges Arbeitsumfeld, in dem menschliche Beziehungen und zwischenmenschliche Wärme im Vordergrund stehen. Für diese Personen ist es wichtig, Teil eines Teams zu sein und aktiv am sozialen Leben im Unternehmen teilzunehmen. Begegnungen mit Kollegen auf dem Flur, der Austausch über private Themen oder das gemeinsame Mittagessen sind für sie essenziell, um sich wohlzufühlen und produktiv arbeiten zu können. Nähe-orientierte Menschen neigen dazu, eigene Interessen zurückzustellen, um die Harmonie im Team zu wahren. Konflikte vermeiden sie, da sie diese als störend für das soziale Gefüge empfinden.

Die Nähe-Person als Mitarbeiter

Als Mitarbeiter ist die Nähe-Person besonders teamorientiert und sucht Bestätigung durch die Nähe zu anderen. Für sie ist die Beziehung zu Vorgesetzten von großer Bedeutung, und sie identifiziert sich leicht mit den Zielen und Werten des Unternehmens. Da sie Kritik nur ungern äußern, bleiben Nähe-orientierte Mitarbeiter oft still, selbst wenn sie mit bestimmten Situationen unzufrieden sind. In einem guten Arbeitsklima entfalten sie ihr volles Potenzial und sind besonders geeignet für Aufgaben, die eine hohe soziale Kompetenz erfordern, wie beispielsweise die Teamentwicklung oder die Personalführung. In stressigen Phasen kann die Nähe-Person jedoch ihre Leistungsfähigkeit einbüßen, da sie sich schnell blockiert fühlt, wenn zwischenmenschliche Spannungen im Raum stehen.

Die Nähe-Person als Führungskraft

Als Führungskraft fühlt sich die Nähe-Person oft unwohl, da sie Schwierigkeiten hat, klare Anweisungen zu geben oder autoritär aufzutreten. Sie neigt dazu, Aufgaben selbst zu übernehmen, um ihre Mitarbeiter zu entlasten, was jedoch dazu führen kann, dass sie überarbeitet wird. Bei Besprechungen stehen für die Nähe-orientierte Führungskraft eher die zwischenmenschlichen Beziehungen als sachliche Inhalte im Vordergrund. Sie lobt ihre Mitarbeiter häufig, achtet dabei aber mehr auf deren persönliche Bedürfnisse als auf die Anforderungen des Unternehmens. Konflikte zu adressieren fällt ihr schwer, da sie das Arbeitsklima nicht belasten möchte. Dies kann jedoch langfristig zu Problemen führen, da ungelöste Konflikte das Teamgefühl beeinträchtigen können.

Die Distanz-Orientierung in der Berufswelt

Menschen mit einer starken Distanz-Orientierung bevorzugen es, unabhängig und selbstständig zu arbeiten. Sie schätzen es, wenn sie sich zurückziehen und ihre Aufgaben in Ruhe erledigen können, ohne von äußeren Einflüssen gestört zu werden. Für den Distanzmenschen ist der emotionale Austausch mit Kollegen weniger wichtig; er fühlt sich wohl, wenn er sich auf seine Arbeit konzentrieren kann, ohne sich um zwischenmenschliche Belange kümmern zu müssen. Besprechungen und Teamarbeit sind für ihn oft anstrengend und störend, da sie ihn von seiner eigentlichen Arbeit abhalten. Stressige Situationen meistert er, indem er sich innerlich distanziert und rational an die Problemlösung herangeht.

Die Distanz-Person als Mitarbeiter

Im Arbeitsalltag empfindet die Distanz-Person Hierarchien und Abhängigkeiten oft als belastend. Sie bevorzugt es, selbst die Kontrolle über ihre Arbeit zu behalten und erwartet von Vorgesetzten klare Anweisungen und wenig Einmischung. Besprechungen empfindet sie als lästig, und sie zieht es vor, eigenständig zu arbeiten, statt sich in teamorientierte Prozesse einbinden zu lassen. Wenn der Distanz-Mensch unzufrieden mit seiner Arbeitssituation oder seinem Vorgesetzten ist, zeigt er dies entweder direkt und offen oder reagiert mit Sarkasmus und Zynismus. Für Außenstehende kann dies oft falsch interpretiert werden, obwohl der Distanz-Mensch lediglich versucht, seine Unzufriedenheit auszudrücken, ohne dabei zu emotional zu wirken.

Die Distanz-Person als Führungskraft

Als Führungskraft ist der Distanz-Mensch oft sachlich und analytisch. Er bevorzugt klare Strukturen und gibt präzise, objektive Anweisungen. Besprechungen werden auf das Notwendigste reduziert und sehr effizient gestaltet, ohne viel Raum für persönliche Befindlichkeiten. Der Distanz-Mensch als Führungskraft fordert von seinen Mitarbeitern, dass sie ihre Aufgaben selbstständig und ohne ständige Rückmeldung erledigen. Teambildung oder emotionale Motivationsstrategien empfindet er als überflüssig, da er davon ausgeht, dass jeder Mitarbeiter von sich aus motiviert sein sollte, seine Arbeit gut zu erledigen. Konflikte unter den Mitarbeitern werden oft ignoriert, da sie als unwichtig oder störend für den Arbeitsfluss angesehen werden.

Die Dauer-Orientierung in der Berufswelt

Menschen mit einer starken Dauer-Orientierung legen großen Wert auf Stabilität, Beständigkeit und klare Strukturen. Sie fühlen sich in einer geordneten Arbeitsumgebung am wohlsten und schätzen es, wenn Prozesse klar definiert und langfristig geplant sind. Der Dauermensch achtet auf Pünktlichkeit, Ordnung und Einhaltung von Regeln und Terminen. In stressigen Situationen bleibt er ruhig und versucht, die Ursachen des Problems systematisch zu analysieren, um langfristige Lösungen zu finden.

Der Dauermensch als Mitarbeiter

Der Dauermensch identifiziert sich stark mit den Zielen und Strukturen des Unternehmens. Er ist bereit, Anweisungen genau zu befolgen und will seine Aufgaben so präzise wie möglich erledigen. Veränderungen oder Unsicherheiten am Arbeitsplatz sind für ihn oft schwer zu ertragen, da sie die Stabilität und Ordnung, nach der er strebt, gefährden. Konflikte mit Vorgesetzten werden vom Dauermenschen lange analysiert, bevor er sich äußert. Ist die Unzufriedenheit zu groß, kann es passieren, dass er gezielt Beweise sammelt, um seine Kritik zu untermauern. In einem stabilen und klar strukturierten Umfeld ist der Dauermensch ein verlässlicher, loyaler Mitarbeiter, der langfristig zum Erfolg des Unternehmens beiträgt.

Der Dauermensch als Führungskraft

Als Führungskraft bevorzugt der Dauermensch klare Anweisungen und feste Abläufe. Er delegiert Aufgaben präzise und sorgt dafür, dass alle Prozesse reibungslos funktionieren. Konflikte innerhalb des Teams lösen Dauermenschen strukturiert und analytisch. Sie neigen dazu, Ursachen zu erforschen und klare Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu ergreifen. Ihre Mitarbeiter fördern sie konsequent, wobei sie stets darauf achten, dass die langfristigen Ziele des Unternehmens im Blick bleiben. Veränderungsprozesse werden vom Dauermenschen nur zögerlich eingeleitet, da er keine unnötigen Risiken eingehen möchte.

Die Wechselorientierung in der Berufswelt

Menschen mit einer stark ausgeprägten Wechsel-Orientierung schätzen dynamische, sich ständig verändernde Arbeitsumgebungen. Sie lieben es, spontan zu sein, neue Herausforderungen anzunehmen und kreativ zu arbeiten. Routine und feste Strukturen empfinden sie als langweilig und einschränkend. Der Wechselmensch agiert oft impulsiv und trifft Entscheidungen gerne schnell, ohne lange zu überlegen. In stressigen Situationen blüht er regelrecht auf, da er sich in einer Umgebung, die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erfordert, wohlfühlt.

Der Wechselmensch als Mitarbeiter

Als Mitarbeiter ist der Wechselmensch besonders in innovativen oder kreativen Arbeitsbereichen gut aufgehoben. Er mag es, neue Ideen zu entwickeln und sich in dynamischen Projekten zu engagieren. Feste Strukturen und rigide Hierarchien lehnt er ab und empfindet sie als hinderlich für seine Kreativität. Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen geht der Wechselmensch direkt an, oft in einer impulsiven Art, die auf andere überfordernd wirken kann. Wenn er das Gefühl hat, nicht gehört zu werden, kann er sich schnell distanzieren oder seine Frustration lautstark äußern. Fühlt er sich jedoch respektiert und gefördert, trägt er maßgeblich zur Innovation und Weiterentwicklung des Unternehmens bei.

Der Wechselmensch als Führungskraft

Als Führungskraft legt der Wechselmensch großen Wert auf Flexibilität und spontane Entscheidungen. Er delegiert Aufgaben oft informell und ohne klare Strukturen. Besprechungen empfindet er als zu formell und bevorzugt es, Absprachen nebenbei und in lockerer Atmosphäre zu treffen. Der Wechselmensch neigt dazu, neue Ideen und Projekte anzustoßen, verliert dabei jedoch manchmal das langfristige Ziel aus den Augen. Sein Fokus liegt auf der schnellen Umsetzung von Innovationen, wobei er die Auswirkungen auf das Team oder das Unternehmen manchmal vernachlässigt.

Das Riemann Thomann Modell bietet wertvolle Hilfsmittel zur Konfliktbewältigung und Teamentwicklung in der Berufswelt. Es ermöglicht ein tieferes Verständnis für die unterschiedlichen Grundorientierungen und hilft, Konflikte zu vermeiden oder konstruktiv zu lösen, indem es auf die individuellen Bedürfnisse der Beteiligten eingeht. Durch die bewusste Berücksichtigung der unterschiedlichen Verhaltensweisen und Orientierungen können Teams effizienter zusammenarbeiten, Führungskräfte ihre Mitarbeiter besser motivieren und Konflikte im Keim erstickt werden.

Fazit

Jeder Mensch ist einzigartig, sowohl in seiner Persönlichkeit als auch in seinem Verhalten, seinen Bedürfnissen und seinem Umgang mit der Umwelt. Die Art und Weise, wie Menschen interagieren, kommunizieren und auf ihre Mitmenschen reagieren, wird stark von ihren inneren Bedürfnissen und Motivationen geprägt. Diese Unterschiede in den Grundbedürfnissen beeinflussen nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern auch die Dynamiken in Beziehungen und die Art, wie Konflikte gelöst werden. Das Riemann Thomann Modell bietet einen wertvollen Rahmen, um diese unterschiedlichen menschlichen Grundorientierungen zu verstehen und zu erkennen, wie sie unser Handeln und unsere Interaktionen beeinflussen.

Das Modell identifiziert vier grundlegende Bedürfnisse oder Orientierungstendenzen, die für das Verhalten und die Persönlichkeitsentwicklung von Menschen maßgeblich sind: Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel. Diese Grundorientierungen spiegeln zentrale Aspekte der menschlichen Psyche wider und bestimmen, wie wir auf Herausforderungen reagieren, wie wir Beziehungen gestalten und wie wir unsere Umgebung wahrnehmen.

Nähe-Orientierung:

Menschen, die ein starkes Bedürfnis nach Nähe haben, suchen intensiven zwischenmenschlichen Kontakt. Für sie ist der Austausch mit anderen Menschen essenziell, und sie legen großen Wert auf Harmonie, Sicherheit und emotionale Unterstützung. Sie fühlen sich wohl, wenn sie in ein Team eingebunden sind und enge Beziehungen pflegen können. Konflikte, die die Harmonie stören könnten, werden oft vermieden, da diese Menschen sehr sensibel auf zwischenmenschliche Spannungen reagieren. Sie streben danach, das soziale Miteinander zu fördern und legen Wert darauf, dass alle Beteiligten sich wohlfühlen.

Distanz-Orientierung:

Im Gegensatz dazu gibt es Menschen, die ein starkes Bedürfnis nach Distanz und Unabhängigkeit haben. Sie schätzen ihre Selbstständigkeit und sind oft am produktivsten, wenn sie ungestört und in Ruhe arbeiten können. Für sie sind Autonomie und Individualität von großer Bedeutung, und sie empfinden es als belastend, wenn sie zu stark in soziale Interaktionen eingebunden werden. Menschen mit einer ausgeprägten Distanz-Orientierung ziehen sich oft zurück, um ihre innere Ruhe zu bewahren, und legen weniger Wert auf emotionale Nähe oder Harmonie im Team. Sie bevorzugen klare, sachliche Kommunikation und vermeiden es, sich emotional zu involvieren.

Dauer-Orientierung:

Menschen mit einer starken Dauer-Orientierung sehnen sich nach Stabilität, Sicherheit und Vorhersehbarkeit. Sie bevorzugen es, in geregelten, strukturierten Umgebungen zu arbeiten, in denen klare Abläufe und feste Regeln herrschen. Für sie sind Ordnung und Beständigkeit entscheidend, um sich wohl und sicher zu fühlen. Sie reagieren oft ängstlich oder besorgt auf Veränderungen oder Unsicherheiten, da diese ihre gewünschte Stabilität bedrohen. Konflikte entstehen bei Menschen mit einer Dauer-Orientierung häufig, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre etablierte Ordnung gestört wird oder dass unvorhergesehene Ereignisse ihre Planung durcheinanderbringen.

Wechsel-Orientierung:

Auf der anderen Seite stehen Menschen mit einem ausgeprägten Bedürfnis nach Wechsel und Veränderung. Diese Menschen schätzen Flexibilität, Spontanität und Kreativität. Sie fühlen sich in dynamischen Umgebungen wohl, in denen sie sich ständig neuen Herausforderungen stellen können. Für sie ist Abwechslung eine Quelle der Motivation, und sie empfinden es als frustrierend, wenn sie zu lange in routinierten oder statischen Arbeitsabläufen gefangen sind. Konflikte entstehen oft, wenn sie das Gefühl haben, in ihrer Kreativität eingeschränkt oder durch zu viele Regeln und Strukturen behindert zu werden.

Persönlichkeitsentwicklung und Umgang mit Krisen

Das Riemann Thomann Modell zeigt deutlich, dass Menschen nicht nur unterschiedliche Bedürfnisse haben, sondern auch unterschiedliche Wege, mit Krisen und Herausforderungen umzugehen. Ein Mensch mit einer Nähe-Orientierung wird in einer Krisensituation möglicherweise Unterstützung und Trost bei anderen suchen, während jemand mit einer Distanz-Orientierung eher versucht, das Problem alleine zu lösen und sich von anderen abzugrenzen. Ein Dauer-orientierter Mensch könnte eine Krise als Bedrohung für seine gewohnte Ordnung und Stabilität sehen und sehr vorsichtig und bedacht handeln, um die gewohnte Struktur zu erhalten. Der Wechsel-orientierte Mensch hingegen könnte die Krise als Gelegenheit für Veränderung und Weiterentwicklung betrachten und schnell handeln, um die neue Situation zu nutzen.

Unterschiedliche Ausgangslagen – Unterschiedliche Entwicklungsbedarfe

Die vier Grundorientierungen des Riemann Thomann Modells verdeutlichen auch, dass jeder Mensch seine eigene Entwicklungsrichtung und seinen eigenen Entwicklungsbedarf hat. Was der eine Mensch dringend benötigt, um seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln, hat der andere möglicherweise bereits im Überfluss. Zum Beispiel könnte ein Nähe-orientierter Mensch mehr Distanz und Selbstständigkeit lernen müssen, um sich weiterzuentwickeln, während ein Distanz-orientierter Mensch möglicherweise lernen muss, mehr soziale Nähe zuzulassen und in Gruppen zu agieren. Ein Dauer-orientierter Mensch könnte davon profitieren, mehr Flexibilität und Offenheit für Veränderungen zu entwickeln, während ein Wechsel-orientierter Mensch möglicherweise mehr Struktur und Beständigkeit in sein Leben bringen muss, um langfristig erfolgreich zu sein.

Anwendung in der Berufswelt und im privaten Bereich

Die große Stärke des Riemann Thomann Modells liegt in seiner Vielseitigkeit und der Möglichkeit, es in verschiedensten Lebensbereichen anzuwenden. Im beruflichen Umfeld kann das Modell dazu beitragen, die Zusammenarbeit im Team zu verbessern, indem es ein tieferes Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Arbeitsstile der Teammitglieder vermittelt. Führungskräfte können das Modell nutzen, um ihre Mitarbeiter besser zu motivieren und die Kommunikation zu verbessern, indem sie die individuellen Grundorientierungen der Mitarbeiter berücksichtigen.

Im privaten Bereich kann das Modell ebenfalls hilfreich sein, um zwischenmenschliche Beziehungen zu verbessern. Paare, Familienmitglieder oder Freunde können das Riemann Thomann Modell verwenden, um besser zu verstehen, warum sie in bestimmten Situationen anders reagieren als ihre Partner oder Freunde, und um Wege zu finden, ihre unterschiedlichen Bedürfnisse besser zu berücksichtigen. Es fördert das gegenseitige Verständnis und die Toleranz für unterschiedliche Verhaltensweisen, was zu harmonischeren und stabileren Beziehungen führen kann.

Zusammengefasst bietet das Riemann Thomann Modell ein tiefes Verständnis für die Komplexität menschlicher Bedürfnisse und Verhaltensweisen. Es zeigt, dass jeder Mensch eine einzigartige Kombination von Grundorientierungen hat, die seine Entscheidungen, sein Verhalten und seine Art der Kommunikation beeinflussen. Dieses Wissen ermöglicht es uns, Konflikte besser zu verstehen und zu vermeiden, indem wir die Unterschiede zwischen uns und unseren Mitmenschen respektieren und wertschätzen. Anstatt Unterschiede als Hindernis zu betrachten, können wir sie nutzen, um die Zusammenarbeit zu fördern und zwischenmenschliche Beziehungen zu stärken. Das Riemann Thomann Modell ist daher nicht nur ein wertvolles Werkzeug für die berufliche Entwicklung, sondern auch für das persönliche Wachstum und die Verbesserung von Beziehungen im privaten Umfeld.


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